Historische Entwicklung

Die historische Entwicklung:

Wilhelm Weiße
Geboren. am 25. August 1846 in Kamenz
Gestorben am 9. Juli 1916 in Kamenz.

Für die Bepflanzung der ältesten Teile der ‚Hutberganlagen‘, wie sie umgangssprachlich benannt wurden, engagierte sich ab 1893 der Königlich Sächsische Hoflieferant und Koniferenzüchter Wilhelm Weiße, der in Kamenz zwei Gärtnereien besaß, sowie eine Dritte in Leitmeritz.

Er fragte den Stadtrat an, ob Interesse besteht an der Stiftung von ihm gezüchteter Rhododendron – Catawbiense – Hybr. und Azalea mollis sowie weiterer Koniferen insbesondere auf dem Hagelgans’schen Feld, welches sich östlich und unterhalb des Hutbergturmes befand.

Es war zur Ausgestaltung der unmittelbaren Umgebung des Aussichtsturmes und zur Schaffung einer Zuwegung zum Turm von der Stadt angekauft worden.

Im Gegenzug verpflichtete er sich, dass die von Ihm gestifteten Gehölze nach seinem Tode in den Besitz der Stadt Kamenz übergehen.

Außerdem bereicherte er spätere Einpflanzungen mit großzügigen Schenkungen von Nadelgehölzen.

Er wollte damit seiner Heimatstadt einen bleibenden Wert hinterlassen.

Diese Pflanzungen beinhalten heute die dicht mit großen und alten Rhododendren sowie Nadelgehölzen bepflanzten Quartiere im oberen Viertel der Gesamtparkanlage.

Nachweislich von Wilhelm Weiße ist auch die Gestaltung des Denkmales an der Lindenallee, welches zum 80. Geburtstag von Otto von Bismarck im Jahre 1895 errichtet wurde.

Den berühmten ‚Blauen Wald’ und seine Züchtungs- und Akklimatisierungsversuche führte Wilhelm Weiße auf eigenem Grundstück durch, welches sich unterhalb der jetzigen Freilichtbühne befand. Diese Areal kaufte die Stadt Kamenz gemeinsam mit dem Areal des Volksparkes erst 1938 aus der Erbmasse, welches die Witwe von Wilhelm Weiße nach ihrem Tod hinterlassen hatte und fügte es an die bestehenden Hutberganlagen an.

Die Landankäufe für den gesamten Teil der Parkanlage wurden immer durch die Stadt Kamenz geführt und bis ca. 1920 fortgesetzt, was insbesondere während der Zeit des ersten Weltkrieges eine außergewöhnliche Leistung für die Stadt gewesen ist.

Nach dem Ende des 1. Weltkrieges wurden die, noch nicht bepflanzten Felder an landlose Menschen zwischenverpachtet und dienten dem Anbau von Nahrungsmitteln.

Erst 1925 wurden die Gestaltungsarbeiten in den unteren Teilen der Parkanlage von der Stadt Kamenz per Stadtratsbeschluss fortgesetzt und bis in die 30iger Jahre weitergeführt.

Verantwortlich dafür war bereits ab 1903 Ernst Hilscher, Stadtgartenmeister und Promenadenaufseher, später Oberstadtgartenmeister und Stadtgarteninspektor. Er war als beamteter Stadtmitarbeiter sowohl gestalterisch tätig, als auch mit der Überwachung der Ausführung betraut. Ihm unterstanden die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Stadtgärtnerei, welche die praktischen Arbeiten ausführten.

Er gewann das Pflanzmaterial aus Verpflanzungen zu dicht stehender Bestände des oberen Teiles sowie aus einer stadteigenen Baumschule.

Auch stiftete Wilhelm Weiße bis nachweislich 1913 Pflanzenmaterial. Dies mussten die Stadtbediensteten selbst aus den Pflanzbeeten entnehmen und nach Anweisung von Ernst Hilscher in den Hutberganlagen einpflanzen.

Ernst Franz-Paul Hilscher

Ernst Franz-Paul Hilscher

Geboren am 9. August 1878 in Jurtsch (Schlesien)

Gestorben am 29. November 1949 in Kamenz (Sachsen)

Laut Notiz vom 2. März 1925 legte Ernst Hilscher besonderes Augenmerk auf die Schaffung von großen Rasenflächen zur Raumbildung und zum Entstehen von Durchblicken. Auch war ihm die Verwendung von hell und licht wirkenden Laubgehölzen wichtig. Die äußere Randbepflanzung sollte aus blühenden Obstgehölzen, insbesondere Kirschen bestehen.

Die Rhododendronparkanlage des Hutberges entstand somit über einen Zeitraum von ca. 50 Jahren. Bauherr und Flächeneigner war immer die Stadt Kamenz. Durch die Regierungszeit von drei Bürgermeistern wurde an diesem großen Projekt gearbeitet.

Die Bürgermeister der Stadt und ihre Stadträte hatten die Vision von einer großen Bürgerparkanlage, welche konsequent und mit großen Kraftaufwendungen und unter Einsatz hoher finanzieller Mittel umgesetzt wurde.

Die Anlage trägt zwei unterschiedliche gestalterische Handschriften, die sich sehr voneinander unterscheiden. Der obere Teil ist dicht bepflanzt mit Nadelgehölzen und großen Rhododendren. Dieser Teil ist von Wilhelm Weiße initiiert worden. Der untere und weitaus größere Teil ist ein Landschaftspark mit großen, sich vernetzenden Wiesenflächen und mit bandartigen Bepflanzungen, die gebildet werden von Rhododendren und solitär und gruppenförmig gepflanzten Laub- und Nadelhölzern. Dieser Teil geht auf das Wirken von Ernst Hilscher zurück.

Seit 2006 erfolgt eine abschnittsweise gartendekmalpflegerische Rekonstruktion der Gesamtparkanlage.

Die denkmalpflegerische Rahmenplanung sowie die Planung der jeweiligen Einzelabschnitte wurden bzw. werden von Frau Dip.Ing. Landschaftsarchitektin Christine Tenne seit 2006 erarbeitet.

Die Ausführung der landschaftspflegerischen Arbeiten erfolgt durch die KDK Kamenz, welche die Gesamtparkanlage auch pflegt.

Begleitet werden die Arbeiten durch die Vorstandsvorsitzende des Fördervereins ‚Hutberg Kamenz e.V., Heidrun Pallmann sowie von allen Vereinsmitgliedern.

Der Förderverein unterstützt diese Arbeiten mit Arbeitseinsätzen im Frühjahr und im Herbst.

Weitere interessante Details zur historischen Entwicklung der Parkanlage erfahren Sie bei unseren Hutbergführungen.

Kommen Sie gern vorbei und erfahren mehr über Hintergründe und Tendenzen zur historischen Entwicklung dieses außergewöhnlichen Gartendenkmales, welches durch bürgerliches und stadtpolitisches Engagement für öffentliches Grün am Ausgang des 19. und im Verlauf des 20. Jahrhunderts, entstehen konnte.